Es ist eine schwierige Balance: Jedem ist eigentlich klar, dass der aktuelle Resourcenverbrauch der hochgelobten “Konsumenten”
auf Dauer nicht realisierbar ist. Es ist völlig egal, ob man sich Energie, Rohstoffe, die Meeresausbeute, die extensive
Landwirtschaft oder das Bevölkerungswachstum ansieht. An allen Ecken und Enden werden dem Menschen unübersehbare
Warnungen präsentiert. Es bräuchte im 21. Jahrhundert also unabdingbar eine intelligente und weitblickende Steuerung, wollen
wir nicht (bis auf die “Krisengewinnler” natürlich) alle ins unwägbare Chaos abstürzen. Natürlich braucht es erneuerbare Energien,
natürlich braucht es renaturierte Flächen, natürlich braucht es engagierte Leute, denen eine intakte Umwelt ein wirklich großes
Anliegen ist. Aber: Darf heutiger Umweltschutz tatsächlich immer nur Wachstum, sprich noch mehr verbaute Fläche, heißen?
Kann es wirklich immer nur um Kapitalverlagerung gehen? Sagt nicht jedem der gesunde Menschenverstand, dass eigentlich hier
wie dort Verzicht das Diktum der Stunde wäre? Natürlich sind wir Mitglieder des Vereines diesen Verwerfungen genauso schutzlos
ausgeliefert wie jeder andere auch: Wir meinen aber, es hilft da nur ein wirklich offener Diskurs an dem die Mehrheit teilnehmen
muß, ansonsten sieht die Zukunft für uns Erdlinge echt duster aus.
Heruntergebrochen auf den Jura sehen wir weiterhin einen ungebrochenen Zuwachs an Windkraftanlagen. Eine Grundregel der
Investoren besagt, möglichst nahe an die Ortsbebauung heranzu kommen, weil: dahinter geht immer noch was, nicht aber davor.
Auch die Kommunen möchten sich über diverse Einnahmen/Windkraft refinanzieren: Anfang 2016 sah es dementsprechend so
aus: Ein Windpark mit momentan 16 Anlagen zwängt sich zwischen die Dörfer Kaltenbuch, Pfraunfeld, Indernbuch, Burgsallach
und Niederhofen. Insbesondere die beiden Anlagen der Stadtwerke Weißenburg haben jeden Gedanken an Landschaftsschutz
weit zurücktreten lassen. An eine Erweiterung des Windparkes wird wohl immer noch gedacht. Dass dabei den Anwohnern
deutlich weniger Schutz als etwa dem “Roten Milan” zugestanden wird, spricht eine eindeutige Sprache.
Zwischenzeitlich hat die Marktgemeinde Thalmässing und die Gemeinde Titting einen gemeinsamen Windpark zwischen
Waizenhofen, Großnottersdorf, Stadelhofen und Reichersdorf mit momentan 20 Anlagen verwirklicht. Immerhin hat der Markt
Thalmässing seinerseits auf einen Mindestabstand von 1000 m zu seinen Ortsteilen bestanden. Noch immer meilenweit entfernt
vom gesetzlichen Richtwert, doch andere Juragemeinden (Gemeinde Bergen!) finden da schon 600 m mehr als üppig!
Nun gibt es einen gesetzlichen Mindestabstand mit der griffigen Regel von 10 mal die Anlagenhöhe (kurz 10H genannt), allerdings
wird diese gesetzliche Regelung von den meisten Jura-Gemeinen nur belächelt, da sie mit einem simplen Verwaltungsvorgang
ausgehebelt werden kann.
Anfang März 2016 stand eine weitere Fläche der Gemeinde Bergen mit 25 ha zur Genehmigung (WK60) an. Im Anschluß an die
vier 1999 errichteten “kleinen” Anlagen soll ein großer Windpark entstehen. Höchst unfair ist die Nähe mit nur 600 m zu
Dannhausen und auch Ohlangen, insbesondere weil die höchsten Anlagen aller Zeiten (217 m) auch noch tatsächlich 80 m auf
dem Berg über dem Dorf installiert werden sollen. Ginge es nach dem Willen der unmittelbaren Anwohner, benötigen diese
gigantischen Anlagen einen gesetzlichen Abstand von 2170 Metern. Würde dieses Vorhaben zur demokratischen Abstimmung in
der Gemeinde Bergen, gelangen entscheiden über Gedeih und Verderb die, die sowieso über 2 km entfernt wohnen. Gerade bei
so einer Abstimmung zeigt sich deutlich, wie solidarisch eine Gesellschaft im Innersten ist.
Seit 2017 existiert eine Neuordnung des Bayerischen Landesamtes für Umwelt. Ganz grob wird Bayern in 5 km Planquadrate
aufgeteilt und nur einzelne sosgenannte “Dichtezentren” zum Erfassen von Rotmilan oder Schwarzstorch haben einen
besonderen Schutzstatus. Allerdings kennen sich die wenigsten Landratsämter mit dieser Regelung wirklich aus, die sogenannte
Arbeitshilfe hierzu umfaßt alleine 49 Seiten! Alleine im Landkreis WUG gibt es aktuell vier TKs, 7030, 6933, 6932, 6931. (Alptrauf)